Dienstag, 1. November 2011

Die Schnelligkeit der Finanzmärkte siegt über die Giftzähne der Politik, Mungo vs Kobra, nur die Krisen-Turbulenzen um Papandreou und Griechenland sind noch schneller. Ein Aufklärer fehlt!


Europa braucht einen Thomas Paine (1737 – 1809; "Common Sense", Philadelphia MDCCLXXVI). Griechenland braucht ihn, Deutschland und Frankreich brauchen ihn. - Das Blüten-Bild mit den ausgestreckten Händen und den beiden Knospen, die ein V-Zeichen für Victory ergeben, hatte ich "Freiheit" genannt. Thomas Paine passt da hinein wie kein anderer.



Fotos und Eigentum des Kunstwerkes, einer dramatischen Schnitzkunst-Inszenierung (1) aus Hartholz: micha vRhein

Der Mungo hat eine schnellere Reaktions-Zeit als die Kobra. Er wartet auf die Vorstöße der Kobra, die den aufgerichteten Teil ihres Körpers der Länge nach herunter wirft oder den Kopf vorstößt, um ihr Gift in das Opfer zu schlagen. Der Schlag und das Vorstoßen sind berechenbar. Der Mungo weicht außerordentlich reaktionsschnell aus und ermüdet die Kobra, die es immer wieder versucht. Blitzschnell beißt der Mungo dicht am Kopf der Kobra zu und lässt nicht mehr locker. Die Kobra versucht es mit Umschlingung. Der Murgo dreht und wendet sich und weicht auch dieser Gefahr aus. Sein Biss bleibt tödlich, bis sich die Kobra kaum noch regt und "abtransportiert" werden kann.

Übertragen auf die Finanz-Märkte: dort arbeitet man inzwischen mit einem weltweiten Netz außerordentlich reaktionsschneller Programme, die auf die leisesten Regungen des Marktes in Bruchteilen von Sekunden antworten und irgendeinen Gewinn herausholen. Gegenüber diesem globalen Netzwerk hat die Politik lediglich Gift-Zähne zu bieten, die zu langsam sind und auch das Fell des Mungos, sprich der Finanz-Welt, kaum durchdringen können. Versucht ein Land oder eine Union irgendeinen Alleingang gegen die Finanz-Welt, weicht sie aus und macht das gleiche von irgendeinem anderen Erdteil aus.

Politik, Länder, selbst eine europäische Union sind der Schnelligkeit der Finanzmärkte nicht gewachsen. Sie müssen umdenken, ihre Schulden abbauen und ihre Finanzen in Ordnung bringen. Sie müssen sich auf Tugenden einer ethischen Haushalts-Führung zurückziehen, um dem tödlichen Biss des reaktionsschnellen Mungos zu entgehen und ihren Frieden zu haben.

Tiere sind das eine, Menschen das andere. Wenn Menschen einen Rüstungs-Vorteil haben, benutzen sie ihn erfahrungsgemäß für Massen-Morde, wenn sie einen digitalen Vorteil haben, kann es zu Massen-Betrügereien kommen. Gerichte mit ihren Urteilen gegen Finanz-Betrügereien stehen erst am Anfang einer großen Aufgabe, die Unterstützung verdient. Ethik in der Finanz-Welt bedeutet, natürliche Grenzen zu bewahren, der Mensch darf nicht zum Zombie werden. Die Euro-Rettung Merkels hatte für Griechenland die Halloween-Maske eines Zombie. Griechenland war nur noch passives Opfer. Ein "Marshall-Plan" für etwas Optimismus fehlte. Diese Gefahr hatte ich schon am 25 Jun 2011 01:08 beschrieben.


Weiter 2/Nov/2011

Papandreou überraschte die Märkte, nur meinen Internet-Schreibtisch nicht. Dieser hatte das Konzept schon vor einem halben Jahr.

Die geplante Volks-Befragung der Griechen zu den Daumen-Schrauben ihrer angeblichen Rettung ist im demokratischen Sinne zu begrüßen. Wohlstand ist nicht von Krediten abgängig, im Gegenteil: sollte Griechenland auf absehbare Zeit nach einem Staatsbankrott keine Kredite mehr bekommen, wäre es eher ein Segen. Das etwas bescheidenere Leben ohne Konsum-Schulden beinhaltet mehr Freiheit, mehr Glück, weniger erdrückendes, vielmehr beneidenswertes Leben. Schulden schieben sich nicht mehr vor das Leben selbst. Das Leben selbst, den griechischen Charme des Lebens, das wollen die meisten Griechen, und das wollen auch die meisten Touristen, für die Griechenland immer noch ein Traumland ist.

Griechenland muss nach einer möglichen Staatspleite nicht aus der Europäischen Union entlassen werden. Im Gegenteil: Europa benötigt das Beispiel eines ihrer Länder, Banken und Finanz-Jongleure als relativ unwichtig links liegen zu lassen, wenn es um Volklore, fröhliches Leben, Musik und griechischen Wein geht. Europa braucht das Bewusstsein, dass Schulden kaum etwas mit Lebensqualität zu tun haben. Der gesamte Bankensektor wird nahezu überflüssig, wenn keine Schulden gemacht werden. Ein paar genossenschaftliche oder Internet-Banken als reine Dienstleistungs-Betriebe für Konten würden genügen. Das Investment-Banking wäre im Abseits, aus den Schlagzeilen. Es müsse nicht einmal zerschlagen werden.

Was muss Griechenland tun, wenn die Volksbefragung ein Nein zur Rettung ergibt? Die Drachme würde wieder eingeführt werden. Griechenland wäre eines der vielen EU-Länder, die auf den Euro verzichten. Wichtiger als die Währung ist die autonome Versorgung durch Agrar-Produkte aus dem eigenen Land, durch Fischfang aus dem Mittelmeer und den heimischen Gewässern. Erst wenn die eigene Versorgung durch Märkte eigener Produkte sicher gestellt ist, kann an den Export gedacht werden. Damit hätte es noch Zeit. Der Tourismus hätte erst einmal Vorrang. Dieser würde heimische Märkte und gute griechische Küche begrüßen. Importe müssen vermieden werden, weil dadurch die Schulden-Schrauben noch einmal von vorn anziehen. Die Energie-Versorgung müsste sich auf kleine alternativ gewonnene Energie konzentrieren. Das ist möglich, weil Griechenland sehr wenig Energie-fressende Industrie hat, dafür mehr Sonne.

Inzwischen hat die Polit-Kaste Griechenlands gelernt, wie man eine Verwaltung aufbaut, wie man Steuern eintreibt und wie ein Mob auf der Strasse in Schach gehalten werden kann. Dieses Wissen sollte sich auf die Rückzahlung griechischer Schulden beziehen. Nach dem totalen Staatsbankrott würde sich das Wissen gegen die eigene Bevölkerung richten. Die Polit-Kaste möchte weiter verwöhnt werden, weiter ihre guten Pensionen bekommen, weiter ihre Vergünstigungen und Privilegien genießen. Ein Staatsbankrott müsste aber sicher stellen, dass diese Leute keine Vergünstigungen mehr beziehen, sondern eher in der Landwirtschaft mithelfen müssen, um ihren Unterhalt selbst zu verdienen. Vor allem muss vermieden werden, dass diese Kaste kostbares griechischen Eigentum an ausländische Staaten verscherbelt, um von den Bestechungs-Geldern weiter so zu leben, wie bisher. Griechenland benötigt eine neue jugendliche Partei, die im Parlament aufräumen kann.

Die Griechen, die nun befragt werden, sollten sich nicht in die Hosen machen, Schulden-Freiheit als ein kostbares Gut betrachten, Kredit-Sperren als ein noch kostbareres Gut und Eigenversorgung als das wertvollste Wirtschafts-Wachstum. Sollten die Gefahren erkannt und eine Umschichtung der Prioritäten stattfinden, ganz im Sinne eines neuen Selbstbewusstseins der Griechen und der griechischen Jugend, dann wäre Griechenland beneidenswert.

Allerdings darf der Konkurs nicht in einen Konkurs-Betrug münden. Die sachliche Zahlungs-Unfähigkeit muss im Vordergrund stehen. Sicherheiten in Form von Sachwerten waren indessen niemals Gegenstand von Verträgen, wenn Griechenland zu immer neuen Krediten überredet wurde. Die Souveränität eines Staates steht über den Begehrlichkeiten von Gläubigern, Sachwerte im Land "mitzunehmen", um sich schadlos zu halten. Wenn ein Kredit für eine U-Bahn verwendet wurde, darf dieses "Landes-Eigentum" von einem ausländischen Gläubiger wohl schwerlich "einkassiert" werden, wenn dies nicht ausdrücklich Bestandteil des Kredit-Vertrages war.

Griechenland kann den Gläubigern den Wind aus den Segeln nehmen. Diese haben hohe Kredite aufgedrängt und staatliche Verbriefungen ohne Ende aufgekauft. Sie haben die Kredit-Würdigkeit Griechenland berechnend, mit fast krimineller Energie, der eines Industrie-Landes gleich gesetzt, das Land in eine falsche Sicherheit geschaukelt, bis Rating-Agenturen hellhörig wurden. Das unverantwortliche Hineinpumpen von €-Milliarden nach Griechenland erklärt sich durch die Erwartung der Banken, dass letztlich Steuerzahler von bürgenden und garantierenden Staaten wie Deutschland für mögliche Fehlbeträge haften werden.

Nach der Staatspleite und nach der Neuauflage des Drachme werden keine Verbindlichkeiten mehr bestehen. Während des Konkurs-Vorgangs kann über letzte Leistungen Griechenlands verhandelt werden, wobei die Souveränität des Landes nicht angetastet werden darf. Reparations-Zahlungen wie nach einem Krieg können völkerrechtlich ausgeschlossen werden, da es sich um sehr viele Gläubiger handelt, die zum großen Teil verdeckt sind. Sie haben sich verkalkuliert. Das war es dann.

Die jetzige Tranche an Griechenland könne nicht mehr rückgängig gemacht werden, hieß es gerade in den Nachrichten. Das bezweifle ich. Noch sind die Beträge nicht ausgezahlt. Sie sollten gestoppt werden, um die Volksbefragung, die nun beschlossen ist, abzuwarten. Da aber viele Stellen und Personen auf Seiten der Geber-Länder an der Tranche mitverdienen, und das nicht zu knapp, heißt es schnell, "nicht mehr rückgängig zu machen".

Griechenland teilt die Gemüter. Einerseits wird gegen eine zu sorglose Polit-Kaste argumentiert, die sich Vorteile und Bequemlichkeiten ohne Ende gegönnt hat, andererseits für die Mittel- und untere Klasse, die von der leichtfertigen Politik so sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wenn es ums Ganze geht, um die Freiheit Griechenlands, schlägt das Herz für die eher unschuldigen Schichten, die nun leiden müssen. Findet Griechenland tatsächlich einen Neuanfang, gewinnt sein Selbstvertrauen und seine Würde zurück, kann es sich von einem Albtraum befreien. Griechenland befindet sich in der Phase eines Albtraums, aus dem es sich befreit. Papandreou tat den ersten Schritt zurück zur nationalen Würde. Dieser kam überraschend, weil er eine Eingebung war.

Weiter am 3/Nov/2011

Nur nicht bange machen lassen, Papandreou! Die Euro-Retter lassen erst einmal ihre Maske fallen. Sie drohen, sind "verärgert", wollen "Klarheit" und zeigen überdeutlich: alles Eigennutz. Die Hysterie lässt sich kaum verstecken. Man erfährt plötzlich, welche Fachleute und Institute Lobbyisten sind. Griechenland soll vorschnell die EU verlassen, wird gedroht. Die Blamage ist komplett. Nicolas Sarkozy ähnelt Jaques Tati - Mon Oncle (1958). Die Hysterie und Aufregung bezieht sich jedoch nur auf den demokratischen Vorgang einer Volks-Abstimmung, somit um reine Demokratie im Land der Wiege der Demokratie. Allerdings benötigen die Griechen einen kurzen präzisen Text, damit sie sich entscheiden können. Er könnte lauten: das Rettungspaket führt über die Jahre zu mehr Staats-Schulden und zu mehr Abhängigkeit. Ein Ausverkauf Griechenlands droht. Ein Nein dazu würde bedeuten: Staatsbankrott, aber die Schulden sind weg. Griechenland kann vor vorn beginnen.

Kanzlerin Merkel sollte eigentlich froh sein, weil eventuell weniger Risiko für den deutschen Steuerzahler entsteht. Stattdessen soll Papandreou "eingenordet", auf Linie gebracht werden, was diktatorische Züge annimmt. Wenn es die Griechen auf sich nehmen, mit einer ärmeren Drachme-Schlafmatratze zufrieden zu sein und das neue Schulden-Machen ablehnen, wäre es positiv für die Länder der Euro-Retter, allerdings schlechter für die involvierten Banken. Merkel und Sarkozy (Merkozy) sind keine Bank-Vorstände, aber sie tun so. Für den Euro wäre es besser, wenn Griechenland aus dem Währungs-Verbund austreten würde. Ein Austritt aus der EU müsste nicht sein, anders als Merkozy drohen. Sie wollen über die Mitgliedschaft und nicht über den Euro-Rettungs-Schirm abstimmen lassen. Sie mischen sich damit massiv in die Souveränität Griechenlands ein und wollen Vorschriften machen. Die Alternative, "entweder ihr schluckt die Rettung, oder aber raus aus dem Staaten-Verbund" ist eine unzulässige Drohung. Die Drohgebärde sorgt nicht gerade für Vertrauen in die Wortführer der EU. Die "Retter" entpuppen sich als üble Gesellen, die anderes im Schilde führen. Ehrlich gesagt, ich würde dieses ungehobelte kulturlose Pack zum Teufel scheren und die Freiheit vorziehen, die man spüren kann, wenn man auf den griechischen Inseln Stätten der Antike besucht.

Weiter am Abend:

Die Ereignisse überschlagen sich jetzt. Griechen bekommen Angst vor ihrer eigenen Courage. Existenzielle Sorgen spielen mit, da die schon bewilligten Hilfsgelder bis nach einem Referendum von der Union zurückbehalten werden. Vor allem aber fehlt es an einer Art nationaler Aufbruch-Stimmung, um aus eigener Kraft etwas Neues zu beginnen, das Griechenland wieder zu sich selbst finden lässt. Eine Übergangs-Regierung, eine "Not-Regierung" soll nun die Verantwortung übernehmen. Sie soll mit "Fachleuten" besetzt werden. Und schon sind ehemalige Banker dabei. Man spürt, dass den Griechen vor lauter Angst nicht bewusst ist, dass sie in die alte Position, in die alten Daumen-Schrauben zurück geprügelt werden. Armes Griechenland! Ich hatte gehofft, dass ein wenig National-Gefühl, etwas National-Stolz entstehen könnte und dass etwas von diesem wunderbaren Land erhalten bleibt.

Weiter 5/Nov/2011

Die EU ist in den Fängen ihrer großen Banken, bei denen ihre Länder hoffnungslos verschuldet sind. Die Verschuldung ist das Haupt-Problem. Ein anderes Problem kommt hinzu, das Präsident Obama ansprach:  "Es gibt (in der EU) viele Regierungen, viele Parlamente und viele europäische Institutionen." So ist es auch in der "Euro-Zone". Es gibt keine Regierung des Euro. Das Durcheinander führt dazu, dass nicht einmal genau verstanden wird, was gemeint ist, wenn Griechenland eventuell aus der "Euro-Zone" austreten muss. Viele verstehen darunter, das Griechenland aus der EU austreten müsse. Die "Euro-Zone" ist aber das Gebiet der 17 Euro-Länder innerhalb der EU, nicht etwa die EU selbst, die aus 27 Ländern besteht.

Das Schulden-Problem betrifft alle, auch Deutschland. Darum kann das Banken-Netz Länder wie Deutschland und Frankreich einspannen, um andere Länder der Euro-Zone zu disziplinieren. Das Banken-Netz will natürlich den Schaden begrenzen, wenn Länder ausscheren wollen und mit einem Staats-Bankrott spekulieren, wie es Papandreou getan hat, indem er eine Volks-Befragung vorschlug, deren Ergebnis ein NEIN zu den "Rettungs-Paketen" gewesen wäre. Der mögliche Schaden für das Banken-Netz musste aus ihrer Sicht dagegen begrenzt werden. Im Falle eines Staats-Bankrotts drohte ein Total-Ausfall. Deshalb wurden Kanzlerin Merkel und Sarkozy vor den Karren gespannt, um Griechenland wieder auf Linie zu bringen.

Frankreich, Deutschland, Italien und Griechenland haben gemeinsam, dass ihnen der Ausgang aus einer selbst verschuldeten Unmündigkeit versperrt ist (nach Emanuel Kant). Die Unmündigkeit betrifft auch Firmen und Privat-Haushalte, die sich gegen alle Vernunft zu hoch verschuldet haben. Ganze Staaten können deshalb nicht mehr vernünftig regiert werden, aber deren Polit-Kaste schwelgt in einem selbst zugeschusterten Reichtum. Ideale haben darum keinen Boden. Revolution auf der Strasse hat Boden. Ein Thomas Paine (1737 – 1809; "Common Sense", Philadelphia MDCCLXXVI) hätte heute keine Chance. Europa braucht aber einen Thomas Paine. Griechenland braucht ihn, Deutschland und Frankreich brauchen ihn.


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(1)

Das Wort "Inszenierung" widerspricht einem Kunstwerk, das sich nicht bewegt. Über Jahrhunderte wurde der eindrucksvollste Moment eines Geschehens, einer kleinen Begebenheit, einer Erzählung oder einer geschichtlichen Quelle gesucht, um mit diesem Moment möglichst viele Komponenten zu erfassen und ihn zu "strecken", ihn zeitlich zu dehnen und die Phantasie des Betrachters anzuregen, trotz der Moment-Aufnahme einen "Film" ablaufen zu sehen. Ich meine die zurückliegenden Jahrhunderte, in denen es noch keinen Film gab. Das narrative Christentum, z.B. das "Leben Jesu", wurde auf immer wieder dargestellte Themen der Malerei und bildenden Kunst reduziert, die den eindrucksvollsten Moment des Geschehens zeigten. Diese Themen lohnten die Darstellung, wurden anerkannt, forderten die Kunst heraus.

Das Thema Mungo versus Kobra in YouTube überrascht mit einigen Kurzfilmen, die den Kampf und die Überlegenheit des Mungos zeigen. Das Schnitzwerk dagegen bannt beide Tiere und zeigt nur einen Moment. Dieser aber suggeriert ein dramatisches Geschehen. In der Regel wird dieses "Geschehen" in einem Moment wie Volkskunst tradiert. Der Schnitzer weiß vorher, was er darstellen wird, weil er die Tradition kennt und der Moment der Darstellung immer wieder verbessert wurde. Er versucht, den besten Moment ebenfalls zu treffen.

Die Qualität der Schnitzerei lässt sich erkennen, wenn man sich das gleiche Thema in Disney-Land vorstellt. Das Schnitzwerk ist das Gegenteil von Disney-Land. Die Charakteristik der beiden Tiere und ihre Würde wurde herausgearbeitet. Die Dramatik eines Kampfes kommt hinzu. Die Schlange zeigt bereits die Biss-Löcher des Mungos in ihrem Leib.

Also kann der Begriff "Inszenierung" stehen bleiben. Analog dazu fiel mir das Experiment ein, ein Portrait zu "inszenieren", das Portrait von Thomas Paine. Normalerweise erscheinen Portraits in der Geschichte der Portrait-Kunst als Brustbild oder Ganzkörper-Figur, umgeben mit Attributen, die zum Dargestellten passen. Mein kleiner Versuch einer "Inszenierung" verlegt das Portrait in ein völlig anderes Bild, das allerdings thematisch passt, "Freiheit" hieß und nun Thomas Paine als Freiheits-Held der Aufklärung aufnimmt. Paine beeinflusste, initiierte den Amerikanischen Bürger-Krieg gegen die Engländer, danach gab er der französischen Revolution Schubkraft im positiven Sinne und Bemsklötze, als sie zum Blutbad wurde.

Das Bild Paines im "Freiheit"-Bild wird von den Händen getragen, die sich nach oben strecken - sein Bild im Bild erscheint auf einer außen schon verwitterten und brüchigen Metall-Scheibe, die Vergänglichkeit zeigt, Paine ist gegenwärtig wie zum Zeitpunkt, als das Gemälde entstand, Gegenwärtigkeit ruht auf Vergänglichkeit. Ich muss mich freilich selbst belächeln, weil ich mein eigenes Bild interpretiere.

Weiter 7/Nov/2011

Gegenwärtigkeit verbunden mit der Jugendlichkeit revolutionärer Ideen scheint zeitlos zu sein. Jede neue Generation kann sich frische Ideen aus der Vergangenheit, aus der Geschichte holen. Wenn Europa zurzeit im Materialismus erstarrt, seine Freiheit und seine Selbstbestimmung im Schulden-Sumpf an Banken und Gläubiger verliert, kann die Erinnerung an geistige Erneuerer helfen, die am Rad der Geschichte wirklich gedreht haben, oft mit nur wenigen Mitteln veröffentlichter Texte. Wenn ich nun Thomas Paine deswegen so überaus verehre und ihn so sehr herausstelle, rufe ich gleichzeitig Revolutionen herbei. Wir erleben sie bereits. Der Erfolg der Piraten-Partei, die Occupy-Bewegung, der Arabische Frühling gegen Diktatoren etc. Abgesehen davon häufen sich Streiks und Strassen-Kämpfe in den extremen Schulden-Ländern. Chaos ist der Nährboden für neue Generationen, die nach oben drängen, an die Öffenlichkeit, ins Internet, um einer neuen Zeit ihren Stempel aufzudrücken, weil das Erstarrte der Schulden-Generation den Tod schon in sich trägt.








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